Cryptex
Interview mit Cryptex von Janna (Subsound) am 29.06.2013 beim "Rock Am Deister"
Wie lief eure Europa-Tour, die knapp vor einem Monat zuende ging? Seid ihr zufrieden?
Cryptex: Ja, weil wir in den letzten 15 Monaten das große Privileg genießen durften als Support durch 18 Länder zu reisen.
Unsere eigentliche Booking-Agentur „Dragon Productions“ hat dann mit uns zusammen überlegt, was man jetzt so machen könnte…
klüger wäre es vielleicht gewesen, einfach gar nichts zu machen und sich auf ein neues Album zu fokussieren, aber wir wollten
unbedingt unsere eigene Tour fahren, einfach um es mal zu probieren und weil wir es noch nie gemacht haben. Auch bei unserem „Management“
waren sich alle einig, dass man irgendwann einfach anfangen muss als Band - unabhängig davon wie es nachher wird - den ersten Stein zu
schmeißen und eigene Touren zu fahren. Das haben wir dann auch gemacht, wir haben diese 11 Shows gebucht. Drei Länder: Schweiz, Holland,
Deutschland. Das haben wir alles alleine gestemmt, es war eine eigene Produktion und wir hatten auch keine Supportband dabei. Das waren
alles recht kleine Clubs außer zwei, drei Ausnahmen. Im Schnitt waren so 35 Leute im Laden, wobei man anmerken muss, dass die Ticketpreise
bei ca. 13€ an der Abendkasse lagen. Das hat uns dann schon gefreut und eine ausverkaufte Show hatten wir auch, das war die in Braunschweig.
Demnach ist es doch ziemlich gut gelaufen. Klar gab es auch mal zwei richtige Bauchklatscher, wo dann echt ganz wenige Leute da waren.
Das war dann schon etwas bitter, aber wir waren ja auch nicht illusorisch, sondern uns war klar, dass wir nach einem Album und zwei
internationalen Tourneen noch nicht die Läden voll machen werden. Demnach war es also realistisch betrachtet eine ziemlich erfolgreiche Tour.
Und die Promo fand ich super!
Gab es einen Moment oder ein Konzert auf der Tour, das besonders herausgestochen hat?
Cryptex: Braunschweig war was Besonderes. Vor allem waren dort auch Leute, die wir schon seit zwei,
drei Jahren nicht mehr gesehen haben und die immer gesagt haben: „Hey, spielt doch mal wieder in der Region!“ Wenn wir dann aber mal in der
Region gespielt haben, haben sie nie etwas davon mitbekommen.
Es war ja eure erste Headliner-Tour. Gibt es im Nachhinein etwas, was man anders oder besser hätte machen können?
Cryptex: Ein besseres Transportmittel auf jeden Fall. Und dann würden wir uns beim nächsten Mal auch einen längeren Vorlauf wünschen,
obwohl der eigentlich schon recht lang war mit drei Monaten. Mir hat zum Beispiel gefehlt, dass es in jeder Stadt zum Anteasern Wochen
vor dem Konzert so „Appetithappen“ für das Konzert gibt und, dass man dann eben drei bis vier Wochen vor dem Konzert wirklich zielgerichtet
und extrem in diesen Städten wirbt. Das heißt, alle Organe bestücken, die dazugehören und großflächig Werbung machen, weil wir glauben,
dass es auch daran liegt, dass viele Leute einfach nicht wussten, wenn wir irgendwo spielten. Sub SoundS hat zwar einen super Job gemacht,
aber ich würde mir wünschen, dass da in Zukunft drei, vier, fünf Schippen draufgelegt werden. Liegt natürlich auch an uns, weil das Budget
nicht da ist. Das wär so ein Wunschdenken von mir, dass man da richtig mit Litfaßsäulen und allem Drum und Dran wirbt, man zu den großen
Radiosendern kommt, Trailer spielt… Wobei man natürlich für das Trailer spielen bei großen Radiosendern wieder Geld zahlen muss. Sowas
fänden wir schon schön. Und, dass man sich vielleicht irgendwann mal eine Supportband dazu holt, die dann bei drei Ländern und 15 Shows
pro Land fünf Shows mitmacht und die dann auch Abgaben leistet, sodass man mal eine eigene Produktion mit Nightliner fahren kann. Wir
sind zwar schon zwei Mal im Nightliner gereist, aber eben als Support und wir wissen daher, dass so ein Nightliner am Tag 400€ plus Sprit
kostet. Was wir anders machen würden, wäre, mehr Geld auszugeben, wenn wir das zur Verfügung hätten. Schön wäre es, mal eine ganz eigene
Produktion in Form von eigener Lichtshow, eigenem Bühnenkonzept, eigener Crew. Wir haben zwar eine Mercherin und einen Backliner, der auch
gleichzeitig unser Tontechniker ist, aber wir hätten gerne noch einen Schlagzeugtechniker dabei, einen Gitarrentechniker, der gleichzeitig
Backliner ist und einen Lichttechniker, sodass wir praktisch fünf Crewmitglieder haben und drei Bandmitglieder. Dafür brauchen wir allerdings
Sponsoren! Wir brauchen für die Realisation unseres Konzepts 100.000 €. Und das ist kein Scherz!
Auf eurer Support-Tour mit Threshold habt ihr ja eher große Hallen bespielt und jetzt auf eurer eigenen Tour waren es kleine Clubs, dafür wart ihr aber Headliner. Was bevorzugt ihr?
Cryptex: Noch müssen wir natürlich die Support-Tourneen bevorzugen. Wenn die nicht so teuer wären, könnte man sie auch viel öfter fahren.
Für uns ist der beste Weg immer noch Support. Wir haben durch die beiden Support-Tourneen ne Menge Publikum dazubekommen in jedem Land und
nur aus diesem Grund konnten wir z.B. in Holland spielen, weil wir dort vorher zwei Mal Support gespielt haben. In Albergen waren es dann
sogar über 50 Leute. Wir bräuchten mehr Supportshows, aber Headlinershows machen natürlich viel mehr Spaß. Wobei man als Headliner die
Verantwortung trägt, dass der Saal voll ist. Da muss man sich als Supportact keine Gedanken drum machen. Man geht raus und spielt,
ob nun vor 10, 50 oder 3000 Leuten. Wir haben die Support-Tourneen als angenehmer empfunden als unsere erste eigene Headliner-Tour.
Die war sehr verkrampft, weil man es unbedingt wollte und alles richtig machen wollte. Das hat uns echt fast den letzten Nerv gekostet
mit der ganzen Planung. Das ging im November 2012 los und war am 24. Mai 2013 endlich vorbei. Diese Support-Tourneen sind da einfach
entspannter, man kann eine ruhige Kugel schieben, weil man nicht der Headliner ist. Und dafür gibt man halt die Kohle. Geld gegen Verantwortung.
Ihr habt vor zwei Jahren schon einmal auf dem Rock am Deister Festival gespielt. Ist euch heute eine Veränderung des Festivals aufgefallen?
Cryptex: Ja, auf jeden Fall. Es ist professioneller geworden. Also noch organisierter und angenehmer.
Es ist schon aufgebaut wie ein großes Festival und viel besser als vor zwei Jahren. Da hat ja alles noch in Kinderschuhen
gesteckt und sie (die Veranstalter) hatten ganz viele Ideen, die aber nicht umgesetzt werden konnten. Jetzt sind mehr Leute
darauf aufmerksam geworden und auch die Sponsoren sind mehr geworden. Von daher können sie jetzt mehr umsetzen.
Bereitet ihr euch auf Festivalshows anders vor als auf Soloshows? Dass ihr beispielsweise mehr bekannte Lieder in die Setlist aufnehmt?
Cryptex: Nein, die Orientierung geht meistens nach der Zeit, wie lange wir spielen dürfen.
Wenn wir alleine spielen, sind das schon mal 1,5 Stunden. Wenn wir dann auf einem Festival nur 40 Minuten zur Verfügung haben,
müssen wir natürlich gucken, dass wir uns so präsentieren, dass man den Eindruck bekommt, den man auch vom Album hat und was wir
so musikalisch gerne abliefern. Eben, was Cryptex ausmacht. Da unser Album ja auch nicht mehr das jüngste ist, achten wir darauf,
auch neue Songs zu spielen.
Wie weit seid ihr denn mit eurem zweiten Album?
Cryptex: Noch gar nicht weit. Es sind sieben Songs da, davon sind vier Stück noch relativ neu und der Rest ist auch schon ein Jahr alt.
Aber da wirklich viel passiert ist in den letzten zwei Jahren und wir den Fokus auf etwas anderes gelegt haben,
wir ja nebenbei auch noch eine DVD veröffentlicht hatten im November 2012, sind die kreativen Prozesse in der Band etwas nach hinten
gerutscht und die Inspiration ging verloren. Dieses Planen und Controlling haben wir einfach so verinnerlicht, dass es die Kreativität behindert.
Wir machen jetzt auch erstmal ab August auf unbestimmte Zeit eine Live-Pause, um den alten Groove in der Band wiederzufinden,
wo man einfach wieder Band ist und fantastische Nummern schreibt, bei denen allen Leuten der Kopf weggeblasen wird.
Da braucht man einfach Zeit für und das schlimmste, was es beim Songwriting gibt, ist Druck.
Wir haben ja nun mit dem ersten Album ne ziemlich hohe Messlatte vorgelegt und das macht den Druck auch nicht gerade geringer.
Können wir uns denn heute auf dem Rock am Deister Festival auch auf neue Songs freuen?
Cryptex: Ja, fünf neue Songs werden heute auch dabei sein.
Vielen Dank für das Interview!
(Janna Kitroschat)
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